Sentimentalitäten.

Wiesengrund

„Gut Mike und ich saßen da normal im Sommer, nicht bei solchem Sauwetter – aber darauf kommt es auch nicht an. Der Ort war und ist nur schmückendes Beiwerk. Es geht vielmehr um die Tatsache an sich, um unsere Jugend, Gemeinschaft, Freundschaften und das andere Heute.“

Wer ein wenig Gesülze über meine Jugend hören möchte darf weiterlesen. Müssen um Himmels Willen tut niemand.

Brennnesselrauchen mit Mike.
Vor 35 Tagen verrät mir mein Iphone habe ich diese Notiz geschrieben. Ich war mit meinem Rad unterwegs, Kopf durchblasen, Frische Luft und so. Das Wetter von damals passt zu dem von heute. Ich bin an dem oben zu sehenden kleinen See und der alten Holzbank vorbeigekommen. Mike und ich saßen früher manchmal da. Wir waren mit unseren Rädern unterwegs. Er mit seinem BMX, ich mit dem alten Scott Hardtail, haben Brennnesblätter gesucht, sie mit Tabak vermischt und geraucht. Warum ist mir heute nur noch schleierhaft nachvollziehbar.

An dieser Stelle bin ich also vor 35 Tagen wieder vorbeigekommen. Anders als damals alleine. Da spricht man unweigerlich mit sich selbst und mit seinen Gedanken. Mit wem auch sonst, wenn niemand da ist. So schnell meine Finger hinterher kamen habe ich mitgeschrieben:

Wir haben Besseres zu tun!
Grundsätzlich gibt es da dieses Gefühl, dass wir heute unsozialer sind als wir früher waren. Sozial und das heißt in diesem Zusammenhang um Himmels Willen nur das, was der lateinische Ursprung eigentlich meint: »Gemeinsam, verbunden, verbündet«. Sozial ist mir heute schon viel zu sehr im politischen Diskurs verankert und missbraucht. Es geht viel Mehr um so etwas wie die Grundbedingtheit des Zusammenlebens, das Menschsein, schlicht um den Mensch als soziales Wesen.
Wenn ich sage wir sind heute ein Stück weit unsozialer dann meine ich vor allem, dass wir heute keine Brenesselblätter mehr rauchen. Nicht mehr gemeinsam einfach die Zeit rumbringen. Wir haben besseres zu tun. Haben wir das wirklich?

Mike und Ich sprechen uns heute nur noch sehr selten. Wir fahren schon lange nicht mehr zusammen Rad, verbinden schon lange keine Erlebnisse mehr mit der selben Musik, gehen nicht mehr auf die selben Partys und spielen schon lange kein Hockey mehr zusammen. Eigentlich gibt es heute, so hart das klingt, nichts mehr was uns verbindet – außer eben unserer Vergangenheit. Das eigentlich Komische kommt aber dann erst noch:
Wir waren mal so etwas was man wohl beste Freunde nennt. Weder er noch ich sind im Ausland veschwunden, weder er noch ich stecken von Montag bis Freitag im Beruf. Wir haben uns nicht gestritten. Im Gegenteil wir haben immer gesagt: „Lass uns mal wieder telefonieren“. Niemand wollte nichts mehr vom dem Anderen wissen – es hat sich schlicht, und das ist das eigentlich Seltsame, verflüchtigt. Dabei ist die Geschichte mit Mike und mir nur eine unter vielen; vielleicht aber eine besonders deutliche. Felix, Frieder, Toni, Yella, Ruth, Dshingis, Eric, Sauer, …….. ich könnte diese Liste zwar deutlich absteigend aber dennoch sehr lange fortführen.

Individualität vs. Kollektivität.
Jeder von uns entwickelt sich mit ansteigendem Alter deutlich selbständiger. Eigene Vorlieben und Eigenheiten treten in den Vordergrund. Früher waren es kollektive: Der gleiche Musikgeschmak, die gleichen Erlebnisse, das gleiche Hobby. Nach Aussen hat das immer für Abgrenzung zu anderen Gruppen gesorgt – nach innen hingegen für Zusammenhalt. Heute sitzen wir eher alleine vor dem Fernseher als Jemanden anzurufen. Gründe hat das natürlich vielschichtige. Da wo der Kontakt erstmal dünn geworden ist braucht es ein größeres Momentum den Kontakt wieder aufzubauen. Da wo man keine oder kaum noch gemeinsame Hobbys hat muss man sich erst mühsam überlegen was man denn zusammen unternehmen könnte. Das ist der Griff zur Fernbedienung schneller und vor allem bequemer als der zum Telefon. All das ist nachvollziehbar und schade zu gleich.
Die Schuldfrage gibt es nicht. Die Ursachen sind ebenso vielschichtig wie individuell. Ein paar Auffäligkeiten trotzdem zum Schluss:

1. Die Entfernung
Wir wohnen weiter auseinander. Über Deutschland verteilt. Aber hey – sowas ist kein triftiger Grund.

2. Das Ende der alten Strukturen
Aus dem heimischen Sportverein sind wir ausgetreten oder spielen nur noch Aushilfsweise. Der Kontakt wird seltener – zum neuen Verein in der Unistadt haben wir uns immer noch nicht aufgerafft.

3. Die Beziehung
Männlein + Weiblein fühlen sich zu zweit am Wohlsten. Das ist auf der einen Seite verständlich verhindert auf der anderen Seite aber auch viele soziale Kontakte.

4. Wir selbst
Zitat Frieder: „Ich hab den Eindruck die Anderen sitzen mittlerweile eher allein vor dem Fernseher und sprechen mit niemanden, als das Sie mit jemanden sprechen und zugeben alleine vor dem Fernseher zu sitzen.“

5. Die Verpflichtungen
Uni ist wichtig. Ein guter Abschluss erst recht. Heute bemühen sich sogar Leute wie ich ganz bewusst um gute Noten und schrauben dafür die Freizeit zurück. Früher undenkbar und doch vernünftig nachvollziehbar. Bei anderen kommt die Arbeit hinzu.

6. Die Uni
ist ein loser Mischmasch, die Schule war ein fester Verbund. Heute sitzt du mit diesen 60 morgen mit jenen 80 Kommilitonen im Kurs. Übermorgen mit 320 Anderen im Audimax. Hat irgendjemand so etwas wie ein Klassenfoto von seinem Semester? Oder eine Telefonliste? Nur zur Erinnerung so etwas hat jede Grundschule und jeder noch so provinzielle Sportverein geschafft. Die Uni nicht. An der Uni bist du einer unter vielen Einzelnen – in der Schule warst du Teil einer Klasse. De facto habe ich an der Uni in 2,5 Jahren kaum einen mir wirklich wichtigen, neuen Freund kennengelernt. Überhaupt in ganz Regensburg nicht. Nette Leute ja, wobei selbst die könnte ich an zwei Händen abzählen. Hallo Nicola. Und hey so alleine bin ich da nicht. Der Fips? Franz, Stefan und den Ossi – das ist zweimal ganz nett und einmal fürn Arsch. Der Mike? Kennt, nach eigener Aussage, wenn er durch die Uni läuft praktisch niemanden. Maike? Julika – Ok die erste wirklich gute neue Freundschaft. Eine einzige bei 4 Leuten. In 5 Semestern wohlgemerkt. Der Rest sind alte Freunde aus Nürnberg oder Donauwörth. Kaum Neues an der Front
An der FH ist das bedeutend anders, glaube ich zumindest. In ganz kleinen Studiengängen auch. Jemand Erfahrung? Jemand von der FH hier?

Einsicht zum Schluss
All das ist eine Momentaufnahme, an manchen Stellen überpointiert und an anderen übergewichtet. Es geht nicht um absolute Größen sondern um ein Gefühl. Solche Momente und dieser Text haben doch vor Allem den einen Zweck: Sich eben dieses Gefühl, diese Situationen zu vergegenwärtigen um, in der Folge, mal wieder seinen eigenen Schweinehund zu überwinden und sich mit den Kumpels zu treffen. Der Rest ergibt sich dann schon wieder von alleine. Hoffentlich.

Ach ja am Land glaube ich ist das auch ein wenig anders als in der Stadt. Weil man sich zwangsläufig öfter sieht. Zwänge sind überhaupt gut – aber dazu ein ander Mal mehr. Ich habe gerade beim Felix angerufen. Gehe jetzt mit ihm Fussball schauen – das haben wir auch schon lange nicht mehr gemacht.

12 Gedanken zu „Sentimentalitäten.“

  1. Hey bin auch Teil des Trios! Oder???
    Müssen mal wieder die alte Wirkstätte unserer Jugend besuchen oder mal wieder zu dritt ne Tour durch die Nürnberger Altstadt machen…

  2. Sonntag in einer Woche – dann ist der Fips auch wieder aus Potsdam da. Schule wäre aber halt auch mal wieder eine feine Sache…

  3. …dann könn ma wieder Fünftklässlern Geld geben, damit sie zum Leo in Unterricht reinstürmen und ihn umarmen… hahhahahahhaa….Spass….hurrraaaa
    Hör grad die bayernhymne und werde auch sentimantal!
    Am Donnerstag war ich mit der einen Praktikantin und der Praktikumsbeauftragten weg! Hab ich mir gedacht zeigst denn kulturlosen Preißn mal was a Bayer/Franke ist und hab gleich an Doppelbock bestellt! Danach war ich sau besoffen und hab nur Tankartesken Mist von mir gegeben! Sind am Schluss in einer Karaokebar gelandet!
    Gestern war ich allein auf einer Indieparty im Waschhaus, was gleich hier um die Ecke ist.
    So weit bin ich scho, dass ich allein weggeh! Zeit wieder nach hause zu kommen

  4. Toll dass du das hier festgehalten hast micha!
    Ich hatte solche gedankengänge schon dess öfteren ein ansatz dessen schlummert noch irgendwo unter entwürfen… gepostet hab ich ihn nie, nicht immer leicht solche gedankengänge festzuhalten und sie dann auch zu veröffentlichen….also das gilt zumindest für mich ;-)

    Und ein weiteres mal diese woche muss ich an die endlosen tage denken, die wir auf unseren rädern zusammen verbracht haben, in mögeldorf im parkhaus stundenlang tricks probiert haben, die unzähligen buddeleien um nen gescheiten sprung zu bauen, die bikesession in hinterglemm(gibts davon eigtl. fotos??) fällt mir da gerade auch spontan noch ein ;D nur ein klitzekleiner schwenk der tausend erinnerungen die da wieder in einem hochkommen, sei es die vergangenheit die einige von uns noch verbindet, ich für meinen teil muss da mal sagen es war ne Arschgeile zeit mit euch und gerne würde ich noch mal zu der ein oder anderen stelle zurückspulen! …so jetzt werd ich aber auch noch sentimental…. Ich hoffe wir schaffen es an letztem jahr anzuknüpfen und machen unser skiwochenende….das wäre dann mal wieder ein gemeinsames erlebnis mehr ;D und dem mike treten wir in den hintern…jawoll!

  5. sau geil der Fips – aber wir kommen dich am Donnerstag holen. Da rocken die Bayern dann die verhaute Hauptstad und ihre Ausleger.

    Wegen Skifahren müssen wir wirklich die Tage mal reden. Fotos vom Biken in Hinterglemm damals hab ich am Rechner keine. Hab ich mich auch schonmal gefragt. Höchstens noch Analoge – aber wann war das überhaupt?

  6. wo bist du denn im moment? bist du in nbg??
    ich wollte morgen oder übermorgen nach nbg kommen eltern besuchen undso…..wenn du da bist können wir uns ja alle auf nen kaffee odern schnitzel treffen ;D und das gleich mal gequatschen.
    boah ja ich hab keine ahnung mehr was das war….also wovon es auf jeden fotos gibt war das wo wir alle in der scheune gepennt haben und mike nachts mit dem grill geredet hat! davon hab ich noch irgendwo fotos wenn mich nicht alles täuscht…haha. lustig lustig da fallen mir wieder sachen ein hahaha…geilgeil

  7. Bin morgen und übermorgen noch in Nürnberg (dann drei Tage in Berlin). Wäre also optimal! Und Schnitzel oder Kaffee klingt auch Super.

    Ruf halt einfach mal bei mir durch wenn du daham bist. Den Mike werden wir dann Sponti schon auch noch zum nem Kaffee überreden können!

  8. ahh okay ja super….hab grade schon mit mikey gequatscht der wär natürlisch auch am start.
    ich denk ich werd morgen gegen mittag hier wegdüsen….ich meld mich dann mal von nemberch aus! yeah dann bis dennnn

    achja sandra wenn du das lesen solltest sag mal bescheid ob die mail angekommen ist!?

    grüsseee

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