Priener Geschichten.

Heute mittag beim Orthopäden hier in Prien. Der Röntengenraum ist mit einem kleinen Wanddurchbruch versehen, der als Guckloch dient. Dieses Guckloch wird vom Nachbarraum nur durch eine Plexiglasscheibe getrennt, die lose an einem alten Nagel baumelt. Ich höre wie die Arzthelferin nebenan, klack klack klack, meine Daten auf der Schreibmaschine eingibt. Das Röntengerät schaut aus wie aus den 50er Jahren. So als ob es dich komplett verstrahlt.


Fünf Minuten später zeigt mir der Arzt das Röntgenbild: „Sehen Sie – das ist ihr kleiner linker Finger. Sie haben da eine Fraktur der distalen Phalanx.“ Ich sage, dass das mit der „distalen Phalanx“ an meinem linken Finger ja schön und gut sei, mich aber dann doch eher die rechte Hand schmerzt. Der Arzt, der eigentlich ganz nett und auch noch halbwegs jung ist, dreht das Röntgenbild um: „Jessas, sehens etz is des „R“ a nimmer spiegelverkehrt.“ Wir freuen uns beide, dass wir meinen Bruch richtig diagnostiziert haben und ich bekomme für die nächsten zwei Wochen eine Stack-Schiene verschrieben. Obendrauf gibt´s noch eine Creme zum abschwellen meines lilaschwarzen Fingers. Bin ja schließlich Privatpatient und so. Im Sanitäthaus dann erklärt mir die nette, etwas ältere, oberbayerische Inhaberin, dass Sie die Fingerschiene in meiner Größe leider nicht da hat (weil sie des Plastikklump immer im kompletten Set kaufen muss) und meint daraufhin: „Hoam sie a Wäscheklammer dahoam? Oane aus Holz? Wissen´s was – des ist etz fei ernst gmeint – gängers her und machens einfach die um an Finger. Dann wickelns des ein. Des hat bei mir auch wunderbar gholfen. Da brauchens, des Plastikklump net! Der wächst a so widda zam!“

Die Welt hier am Chiemsee ist auf eine sympathische Weise wunderbar hemdsärmlich und altmodisch.

4 Gedanken zu „Priener Geschichten.“

  1. Phänomenale Geschichte!
    Stell dir mal vor, das mit dem spiegelverkehrten R passiert einem Arzt, der gleich irgendwas amputieren soll… uiuiui.
    Gute Besserung dir!

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