Eigentlich
sollten wir erwachsen werden.

2003 kastrierte die Süddeutsche Zeitung das jetzt Magazin. Ich unterschrieb damals noch irgendwo Online-Petitionen und beschwerte mich lauthals und doch ungehört in der digitalen, noch recht monodirektionalen Welt das Web 1.0. Das „jetzt Magazin“ war die gut gemachte, wöchentliche Beilage der Süddeutschen für die Generation der 16-26 Jährigen. Außerdem war es damals der einzige Grund für mich eine Zeitung zu kaufen.

Nach dem Ende des jetzt Magazins wollte sich die Redaktion nicht so recht mit der neuen Arbeitslosigkeit abfinden und gründete im Frühjahr 2003 die NEON. In ihren Anfangsjahren trug Sie den Slogan „Eigentlich sollten wir erwachsen werden“. Der war so gut, dass er es damals sogar irgendwie in unser Abifahrtvideo geschafft hat. Gestern kam mir dieser Spruch wieder in den Sinn. Einfach so. Irgendwie. Und wenn da oben nicht schon so etabliert „Cowboys tanzen nicht“ stünde wäre „Eigentlich sollten wir erwachsen werden“ ein guter Kandidat.

Was die NEON heute angeht habe ich eine diffuse Meinung. Lesen tut sie mittlerweile jeder zweite Arsch. Die Auflage hat sich seit dem 1. Quartal 2004 bis heute mit 211.000 verkauften Exemplare mehr als verdoppelt. Inhaltlich ist es aber oftmals bei dem weichgespülten Wir-Gefühl der Mid-Zwanziger geblieben. Gruner + Jahr spricht selbst von einer „General-Interest-Zeitschrift“, die die Lebenswelt von Männern und Frauen im Alter zwischen 20 und 30 Jahren anspricht. Bloggen wollte ich gestern nur kurz über den Slogan. Heute lag dann zufällig der aktuelle Spiegel mit einem zweiseitigen Bericht über die Neon auf dem WG-Sofa. Obwohl es mich reizen würde überlasse ich die medienkritische Auseinandersetzung mit diesem, angeblich unserem, Lebensgefühl an dieser Stellen den anderen, die dafür bezahlt werden.

Eigentlich kommt mir gerade noch ist „eigentlich“ dieses beschissenne Wort, dass nur dafür steht, dass man etwas tun wollte und es dann aber doch nicht getan hat. Das passt ganz gut in das Bild einer Generation die laut TAZ lieber in ein Magazin als dem Ernst des Lebens ins Auge sieht. Die NEON bleibt ein Mysterium. Ich kaufe mir ab und an dieses Mysterium. In letzter Zeit aber nicht mehr so regelmäßig wie früher. Ob ich deswegen dem Ernst des Lebens in Auge sehe? Das wäre wohl ein falscher Syllogismus. So eine rechte Meinung zur NEON bleibe ich damit dann aber doch schuldig.

9 Gedanken zu „Eigentlich
sollten wir erwachsen werden.“

  1. hallo ihr pappnasen,
    so jetzt machen wir mal nägeln mit köpfen hier. ;-)
    damit ihr endlich ruhe gebt ;-), lade ich die rote-hahnen-gasse jetzt hochoffziell zu kaffee und kuchen in die weiße-hahnen-gasse ein! :-)
    vielleicht ganz traditionell sonntäglich (also nächsten, dieses we bin ich daheim)? oder am freitag in der woche danach? unter der woche ist z.zt. ein bißchen schlecht bei mir…

  2. ach und das jetzt-magazin war sowieso am allerbesten! weißt du zufällig, ob man da irgendwo alte ausgaben bekommen kann, michi? hab meine sammlung wohl mal weggeschmissen und suche ganz dringend ein heft!

  3. Hey Fräulein Eva, das ist doch mal ein Wort! Habe mich gestern schon bei der Anna Krieger beschwert. Ob die das wohl weitererzählt hat ;-)

    Sonntags fände ich ja eigentlich passend. Aber wir sind leider dieses WE da und nächstes nicht. Bliebe also der Freitag nächste Woche?

  4. anna krieger?! – kenn ich nicht ;-)
    hmm, also ich meinte den freitag eine woche später. also morgen in zwei wochen. wie schauts da aus? nächste woche hab ich nämlich ein blockseminar bis sieben.

  5. also praktisch am 13.06? Ich halte das mal so im Kalender fest! Termin ist jaTermin.

    Und wegen der jetzt Magazine: Ich hab noch ein paar alte Ausgaben. Allerdings sind bei mir auch 90 % irgendwann im Altapapier gelandet. Was suchst du denn genau?

  6. hmm… weiß leider nicht ganz genau, welche ausgabe… ende juli/anfang august 1998 und ein sonnenuntergang ist auf dem cover. hast du das zufällig? :-)

    genau, den 13.! kaffee, kuchen und schnaps bei mir. :-)

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